Dialog Rind Schwein
Wie viel CO2 binden landwirtschaftlich genutzte Böden?
In den landwirtschaftlich genutzten Flächen in Deutschland sind etwa 2,4 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Damit bevorraten die Böden mehr als doppelt so viel Kohlenstoff wie der gesamte Baumbestand in deutschen Wäldern und mehr als das Dreifache der CO2-Menge, die in ganz Deutschland pro Jahr freigesetzt wird. Welche Menge an Kohlenstoff gespeichert wird, hängt neben der Bodenart auch davon ab, wie eine Fläche genutzt wird. Während Ackerböden im Schnitt etwa 95 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar speichern, sind unter Dauergrünlandflächen durchschnittlich 181 Tonnen pro Hektar gebunden. Grünland auf trockengelegten Moorböden kann in den oberen zwei Metern sogar mehr als 1.000 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar enthalten. Die entscheidende Substanz, die Kohlenstoff im Boden dauerhaft bindet, ist Humus. Über die Art der Bewirtschaftung wiederum können Betriebe die Bildung von Humus beeinflussen.
Klimaschutzgesetz unterstreicht besondere Rolle der Land- und Forstwirtschaft für Ernährungssicherung und als CO2-Senke
In seiner heutigen Sitzung hat das Bundeskabinett das neue Bundes-Klimaschutzgesetz beschlossen. Es sieht vor, die Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Jahr 1990 schrittweise wie folgt zu senken:
- bis zum Jahr 2030 um mindestens 65 Prozent,
- bis zum Jahr 2040 um mindestens 88 Prozent,
- bis zum Jahr 2045 soll die Netto-Treibhausgasneutralität erreicht werden.
Julia Klöckner: Kernaufgabe der Landwirtschaft ist und bleibt die Ernährungssicherung. Zudem ist die Branche Lösungsbringer beim Klimawandel: Land- und Forstwirtschaft sind die einzigen Sektoren, die Kohlenstoff auf natürliche Weise speichern können. Sie werden daher eine zunehmend wichtigere Rolle spielen, wenn es um das Erreichen der Netto-Null geht. Es ist gut und wichtig, dass diese beiden Punkte im neuen Gesetz explizit anerkannt werden. Unsere Landwirtinnen und Landwirte können, wollen und werden einen größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten, weil sie selbst Leidtragende des Klimawandels sind. Aber die Branche pocht zurecht auf Redlichkeit und Realismus: Vorgänge in Naturwissenschaft und biologischen Systemen müssen bei Zeitvorgaben berücksichtigt werden. Politisch werden wir dafür die Rahmenbedingungen kraftvoll optimieren.
Hohe Bedeutung von Grünland für Deutschland
Grünland und die damit verbundene Tierhaltung stellen ein wichtiges Standbein der deutschen Landwirtschaft dar. Als Futtergrundlage für die heimische Tierhaltung trägt das Grünland maßgeblich zur Nahrungsmittelversorgung in Deutschland bei. Zudem dient es der Bevölkerung auch als Erholungsraum und bietet vielfältige Leistungen für Natur und Umwelt. Die Landwirtschaft ist mit der Tierhaltung wesentlich für die Entstehung des Grünlandes verantwortlich und ein Garant für dessen Erhalt: Landwirtschaft und Grünland bedingen sich gegenseitig.
Der Deutsche Bauernverband hat hierzu seine Grünlandagenda veröffentlicht, mit der die Bedeutung des Grünlands mit seiner Nutztierhaltung herausgestellt wird. Sie benennt Ansätze und Maßnahmen, um die Grünlandbewirtschaftung zu erhalten, gemeinsam mit den Landwirten weiterzuentwickeln und die gesellschaftlichen Anforderungen an das Grünland sicherzustellen.
Was kaum jemand weiß: Grünland speichert rd. 1,5 Mrd. t C02äq. (= 420 Mio t Humuskohlenstoff) in den oberen 30 Zentimetern. Die jährlichen Emissionen der Landwirtschaft dagegen betragen 67,9 Mio. Tonnen C02äq (8,4 % der dt. THG-Emissionen). Der jährliche Mitigationseffekt von Grünland ist jedoch schwer abschätzbar, da sich der vorhandene Humus-Pool durch Abbau und Fixierung bei günstiger Bearbeitung ungefähr die Waage halten dürften. Trotzdem: wenn nur 20 % der jährlichen Biomasse (rd. 3,8 ± 1,4 t/ha) dauerhaft als Humus gebunden würden, wären das 17 Mio. t, die Dauergründland der Atmosphäre entzieht.
Rinder produzieren Corona-Antikörper
Ende des 18. Jahrhunderts hatte der englische Arzt Edward Jenner die Kuhpockenimpfung erfunden. Das Serum, das aus Kühen gewonnen wurde, die an Kuhpocken erkrankten, wurden per Hautritz verabreicht und war gegen das gefährlichere Menschenpockenvirus sehr wirksam. Das Beef Magazine informiert über Versuche des Unternehmens SAB Biotherapeutics in Sioux, South Dacota, das Rinder genetisch so verändert hat, dass sie ein teilweise menschliches Immunsystem haben. Diese Herde wird für die Produktion menschlicher Antikörper genutzt, die das Coronavirus neutralisieren sollen. Die von diesen Rindern produzierten Antikörper werden bereits in einer vom National Health Institute (NHI) geförderten Studie an Menschen mit leichter bis mittelschwerer COVID-19 getestet. Die Antikörper sollen an mehr als eine Stelle auf dem Coronavirus binden können und entspräche damit einer normalen menschlichen Abwehrreaktion.
Der Name Vakzination leitet sich übrigens von dem lateinischen Wort vacca
für Kuh ab.
Können wir mit unserem Essverhalten das Klima retten?
Immer mehr Verbraucher machen sich Gedanken über die Nachhaltigkeit ihrer Essgewohnheiten und ob sie damit das Klima retten können. Insbesondere tierische Produkte stehen dabei im Fokus. Simulationen aus 2019 bestätigen die Annahme. Allerdings müsste der Verzehr in Europa um 50 Prozent sinken, damit die Treibhausgasemissionen um 4 Prozent sinken. Für Deutschland bedeutet das: die Wirkungen veränderter Essgewohnheiten wären für das Weltklima nicht messbar. Andere Wissenschaftler warnen sogar vor dieser Diät bezogenen Klimabetrachtung: sie sehen das Risiko, dass die wirklichen Übeltäter (fossile Branchen) aus dem Blickwinkel geraten könnten und die Chancen, die die Tierhaltung für den Klimaschutz und eine ausgewogene Ernährung darstellt, vergessen werden.
Klimafreundlich essen: Wie geht das?
In diversen Forschungsarbeiten geht man der Frage nach, wie jeder einzelne Verbraucher durch Änderung seiner Konsumgewohnheiten zur Entlastung des Klimas beitragen kann. So wird der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch von CO2 in Europa mit rund 7,5 Tonnen pro Jahr (7,5 t CO2eq/cap) angegeben. Dieser Verbrauch liegt zwar deutlich unter den Werten von Nordamerika (13,4 t CO2eq/cap), aber deutlich über dem Wert für Afrika oder dem Mittleren Osten (1,7 t CO2eq/cap). Gemessen an den Gesamtemissionen weltweit liegt der Anteil Deutschlands zwischen 3 bis 5 % der Emissionen. Wer prüfen möchte, welche Rolle dabei die Ernährung spielt, kann unterschiedliche C02-Rechner nutzen. Die Ergebnisse scheinen eindeutig: Wer den Verzehr tieirischer Produkte reduziert, kann bis zu 0,9 Tonnen je Jahr an Emissionen einsparen.
Aber ganz so einfach ist das nicht.
Fragen und Antworten zur Wassernutzung in der Landwirtschaft
Mit durchschnittlich 700-800 Liter Niederschlag pro Quadratmeter fällt in Deutschlandland fast überall genügend Niederschlag, um in der Landwirtschaft fast ausschließlich Regenwasser zu nutzen. Der langjährige durchschnittliche Niederschlag summiert sich auf rd. 278 Mrd. Kubikmeter.
Deutschland ist daher besonders gefordert, wasserintensive Nahrungsmittel zu exportieren, um die Länder zu entlasten, die nicht so gut ausgestattet sind.