Emissionen von Lebensmitteln fachlich korrekt vergleichen
Eine Banane ist keine Schraube. Bei dem Versuch, beide Produkte anhand ihres C02-Fußabdruckes zu vergleichen, scheitern die meisten Schätzmodelle. Diese sog. Lebenszyklusmodelle stammen meist aus der Industrie und vergleichen die Emissionen auf Basis von Gewicht oder Volumen. Lebensmittel dagegen sind nicht homogen. Eine Gurke hat ein gänzlich anderes Nährwertprofil, als Erbsenbrei, ein Ei oder ein Stück Fleisch. Immer mehr Wissenschaftler fordern daher, die Emissionen auf Nährwertprofile unterschiedlicher Lebensmittelgruppen zu beziehen. Im Idealfall vergleicht man diese dann innerhalb identischer Lebensmittelprofile, wie z.B. Protein- oder Kohlenhydratlastigen Lebensmitteln. Der Teufel steckt aber im Detail. So enthält Milch mehr als 2.000 chemischen Verbindungen, von denen wir noch gar nicht wissen, welche Bedeutung sie für die menschliche Versorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen haben. Dr. Peter de Jong, leitender Wissenschaftler für die Lebensmittelverarbeitung bei NIZO Food Research hat dazu ein aufschlussreiches Interview gegeben.
Der Wissenschaftler wirbt dafür, den Wert von Lebensmitteln für die Nährstoffversorgung von Menschen stärker zu berücksichtigen. Also: wie hoch ist der Nährstoffbedarf eines Menschen und welches Lebensmittel garantiert hierfür mit wenig Aufwand die beste Versorgung? Ist es Cola, Gemüse oder ein Glas Milch oder womöglich eine Kombination aus allen Lebensmitteln? Z.B. wird bei herkömmlichen C02-Vergleichen von Proteinquellen die Verdaulichkeit nie berücksichtigt, obwohl Ernährungswissenschaftler wissen, dass ich von pflanzlichen Proteinquellen viel mehr verzehren muss, als von tierischen Proteinquellen.
de Jong wirbt daher wie viele andere Ernährungswissenschaftler auch, Lebensmittelgruppen nicht auf Basis ihrer C02-Emissionen bezogen auf Gewicht und Volumen zu vergleichen, sondern den Beitrag zur Nährstoffversorgung zu berücksichtigen. Die Nährstofftdichte und Verdaulichkeit eines Produktes müssten dann ebenfalls berücksichtigt werden.
Weitere Veröffentlichungen zu dem Thema
- Nutrient density of beverages in relation to climate impact; Food & Nutrition Research 2010, 54:5170
- Greenhouse gas emissions of realistic dietary choices in Denmark: the carbon footprint and nutritional value of dairy products; Food & Nutrition Research 2014; 58
- Energy and nutrient density of foods in relation to their carbon footprint; The American journal of clinical nutrition 2015 Jan; 101(1)
- Evaluating the Environmental Consequences of Swedish Food Consumption and Dietary Choices, Sustainability 2017, 9(12), 2227
- Accounting for foods’ nutritional value when implementing a climate tax on food, Andersson, Maria, Uppsala University, Disciplinary Domain of Science and Technology, Earth Sciences, Department of Earth Sciences, 2017
- Proposing a Novel Index Reflecting Both Climate Impact and Nutritional Impact of Food Products, Ecological Economics Volume 131, January 2017, Pages 389-398